Möbeltrends 2020: Sustainable Living trifft auf Minimalismus und Glamour

Wohnzimmer mit neuen und alten Möbeln
Heutzutage werden gerne alte Möbelstücke wiederaufbereitet - Foto: rilueda / depositphotos.com

Fridays for Future, Rezo-Video, Klimaziele: Das Thema Klimawandel war in der öffentlichen Debatte nie präsenter als dieser Tage. Insbesondere die Generation der Millennials setzt Politik und Entscheidungsträger unter Druck und verlangt greifbare Konzepte zur Bekämpfung des CO²-Ausstoßes. Als Begleiteffekt stellt sich auch die Wirtschaft in vielerlei Bereichen auf die Entwicklungen ein: Kunden wünschen sich nachhaltigere, umweltverträglichere Produkte und unterstützen gezielt Unternehmen, die sich für den Naturschutz und saubere Herstellungsprozesse einsetzen.

Besonders deutlich sieht man diesen Effekt im Lebensmittelbereich, wo – sofern der Geldbeutel es zulässt – bereits heute vermehrt zu Bioprodukten aus bestenfalls regionalem Anbau gegriffen wird. Doch auch in anderen Bereichen findet eine Trendwende statt: So verzeichnen beispielsweise Möbelanbieter eine verstärkte Kundennachfrage nach in Deutschland gefertigten Möbeln, die neben ihrer hohen Qualität auch eine geringere CO²-Belastung zur Folge haben.

 

Klima-Killer Wohnung: Günstige Möbelpreise überdecken Arbeits- und Produktionsbedingungen

Die aktuelle Situation in vielen Wohnungen zeigt allerdings noch ein erhebliches Verbesserungspotenzial auf: Knapp 65 Prozent der Möbel in deutschen Haushalten sind Importe, so die letzte Statistik des Verbandes der deutschen Möbelindustrie. Ausländische Anbieter punkten hierzulande vor allem über den günstigen Preis, der oft durch niedrigere Lohn- und Materialkosten, aber auch teils problematische Arbeitsbedingungen erzielt wird. Rohstoffe und Beschaffungskosten sind im Ausland wesentlich günstiger und kompensieren die langen Lieferwege, über die Möbel den deutschen Markt erreichen.

 

Bislang keine Kennzeichnungspflicht für Importmöbel in Sicht

Dass dieses Prinzip auch in heutigen Zeiten greift, liegt neben den selbstgesetzten Budgetgrenzen der Verbraucher beim Möbelkauf auch an fehlenden Kennzeichnungspflichten für Möbelstücke. So werden neue Trendmöbel fast immer ohne Verpackung oder Verweis auf das Herkunftsland ausgestellt. Zwar haben sich in den letzten Jahren einige Gütesiegel etabliert, um dem Verbraucher Informationen dazu zu liefern. Doch nach wie vor werden die sozialen Standards der Hersteller nur nachrangig thematisiert und sind für Käufer dadurch oft nicht ersichtlich. Hier hilft lediglich konsequentes Nachfragen beim Verkaufspersonal, um mehr über die Produktionsbedingungen zu erfahren.

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Leichter haben es da die Kunden, die sich beim Kauf bewusst auf Möbel mit dem Label „Made in Germany“ konzentrieren. Diese sind garantiert in Deutschland gefertigt und werden mindestens hierzulande zusammengebaut. Zudem verwenden viele deutsche Hersteller vermehrt hiesige Materialien wie Eiche und Buche, was Lieferwege zusätzlich verkürzt.

 

Deutsches Möbeldesign: Das sind die aktuellen Trends

Bei einem genauen Blick fällt schnell auf, dass sich deutsche Möbel schon lange nicht mehr vor der internationalen Konkurrenz verstecken müssen. So setzt die Messe für Wohntrends imm cologne jährlich neue Trends, die auch im Ausland genauesten beäugt und gerne übernommen werden. Das Jahr 2019 markiert zudem das 100-jährige Bestehen der berühmten Bauhaus-Schule, deren renommierte Designer um Walter Gropius die Vorstellung modernen Möbeldesigns über Jahrzehnte mitprägten. Von allen durch das Bauhaus angestoßenen Design-Innovationen haben sich insbesondere die Begriffe Minimalismus und Funktionalität (form follows function) bis heute gehalten.

 

Möbeltrend Nachhaltigkeit: Einzigartige Möbelstücke aus wiederverwerteten Materialien

Einer der vieldiskutierten, diesjährigen Möbeltrends ist das Thema Nachhaltigkeit: Besonders junge Menschen bedienen sich vermehrt Möbeln aus der Zeit der Großelterngeneration. So mancher Schatz schlummert heute auf Dachböden und wartet nur darauf, recycelt zu werden und in neuem Glanz zu erstrahlen. Doch auch beim Neukauf spielt die Umweltfrage eine zentrale Rolle: Recycelte oder natürliche Materialien überwiegen und verleihen vielen Möbelstücken einen besonderen, persönlichen Touch. Holzmöbel, die über kleinere Macken oder einzigartige Risse verfügen, werden so zu einzigartigen Stücken, die dem weit verbreiteten Wunsch nach Individualismus bei jungen Kunden gerecht wird. Die Materialien der Wahl sind hier beispielsweise wilde Hölzer und Kork, aber auch Baumwolle, Leinen und Leder.

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Modern Glamour: Minimalismus trifft auf gezielt gesetzte Akzente

Das Interior Design der letzten Jahre war vor allem von Minimalismus geprägt. Auch einhundert Jahre nach der Bauhaus-Gründung legen die Deutschen großen Wert auf eine hohe Funktionalität. Neu ist hingegen der Ansatz, zwar minimalistisch, aber nicht puristisch einzurichten. Helle Wandfarben und schlicht gehaltene Möbel werden deshalb mit prunkvollen, gezielt eingesetzten Stücken ergänzt und so ein Kontrast geschaffen. Kunstvoll verzierte Bilderrahmen und Spiegel, Samtstoffe auf Sitzmöbeln und verschnörkelte Lampen erfahren so einmal mehr eine Renaissance. Auch vergoldete Accessoires finden mittlerweile wieder ihren Platz in deutschen Haushalten und sorgen für ein Gefühl der Behaglichkeit in ansonsten oft steril anmutenden Wohnlandschaften.

 

Smart Living: Upcycling und Multifunktionalität als Platzsparer

Ebenfalls in aller Munde sind dieser Tage Möbelstücke, die durch ihre Flexibilität bestechen und sich bestenfalls in verschiedenen Szenarien einsetzen lassen – so zum Beispiel kleinere Beistelltische, die sich als Hocker umfunktionieren lassen. Diese natürliche Konsequenz der Urbanisierung der letzten Jahre macht deutlich, dass auch Möbelhersteller mit intelligenteren Angeboten auf die Kundenbedürfnisse reagieren müssen.

Mittelfristig wird sich als Trend der nächsten Jahre wohl auch immer mehr das Thema „Smart Living“ diskutiert werden. Während einige Early Adopter bereits auf smarte Technologien im Wohnraum setzen, sehen es die meisten – noch – als Spielerei mit fraglichem Mehrwert. Doch immer mehr Anbieter zeigen auf, wo die Reise hingeht: Intelligente, teils via Smartphone kontrollierbare Haushaltsgeräte und Einrichtungsgegenstände haben das Potenzial, ihren Eigentümern viel Zeit abzunehmen. Das beginnt beim Staubsaugerroboter, hört beim fernsteuerbaren Geschirrspüler jedoch längst nicht mehr auf. Wohnen bleibt also auch in den nächsten Jahren ein stetiger Transformationsprozess, der neue Impulse und Altbewährtes miteinander verbindet.

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